Lebensbedeutungen bei alkoholabhängigen Menschen: Eine empirische Untersuchung mit dem „Fragebogen zu Lebensbedeutungen“

Beuel, C. (2004). Lebensbedeutungen bei alkoholabhängigen Menschen: Eine empirische Untersuchung mit dem „Fragebogen zu Lebensbedeutungen“. (Unveröffentlichte Diplomarbeit, Universität Trier)

Wie erfahren alkoholabhängige Menschen Lebenssinn? Um diese Frage zu beantworten, wurden in dieser Untersuchung 3 Gruppen miteinander verglichen:

a) alkoholabhängige Menschen in klinischer Behandlung, b) alkoholabhängige Menschen in Selbsthilfegruppen und c) eine gematchte Stichprobe aus der ‚Normalbevölkerung‘. Für die Untersuchung wurde der Fragebogen zu Lebensbedeutungen (Erste Version des LeBe, Schnell, 2003) herangezogen.

Die Hypothesenbildung basiert auf existenzanalytischen Vorstellungen und einzelnen empirischen Untersuchungen zu Persönlichkeitsmerkmalen bei Alkoholikern. Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse folgende Unterschiede:

Die Alkoholiker der Klinik-Gruppe waren mit ihrem Leben unzufriedener und zeichneten sich durch niedrigere Lebensenergie und Sinnerfüllung aus als die Personen aus der Normalbevölkerung.

Bei spezifischen Lebensbedeutungen wurden ebenfalls Unterschiede gefunden. So legten die Alkoholiker in klinischer Behandlung größeren Wert auf Freiheit, Selbsterkenntnis, Herausforderung, Spaß und Leistung und sahen sich als weniger gesundheitsorientiert als die Kontrollgruppe. Hinsichtlich der übergeordneten Dimension „Selbstverwirklichung“ gab es einen weiteren Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Die in Therapie befindlichen Alkoholabhängigen legen demnach größeren Wert auf Lebensbedeutungen, die mit Selbstverwirklichung in Zusammenhang stehen, als die nicht alkoholabhängigen Personen. Dies kann sicherlich auf die therapeutische Intervention zurückgeführt werden, die die Alkoholabhängigen während der Untersuchung durchliefen und in der besonders Aspekte der Selbstverantwortung und des Selbstbewusstseins gestärkt werden.

Beim Vergleich der Klinik-Gruppe mit den Teilnehmern der Selbsthilfegruppe (AA) zeigte sich, dass letztere ihr Leben als sinnerfüllter empfanden. Teilnehmer der AA waren außerdem zufriedener mit ihrem Leben und wiesen eine höhere Lebensenergie auf. Sie haben – im Gegensatz zu den in klinischer Behandlung befindlichen Personen – die Alkoholabhängigkeit bereits ‚unter Kontrolle‘, was als Grundlage der optimistischeren Grundhaltung dem Leben gegenüber verstanden werden kann.

Die Lebensbedeutungen Harmonie, Achtsamkeit, Wellness und Selbsterkenntnis bedeuteten den AA- Gruppen-Teilnehmern mehr als Alkoholabhängigen der Klinik-Gruppe. Sie waren außerdem transzendenzorientierter und Lebensbedeutungen, die mit der Dimension Selbsttranszendenz zusammenhängen, waren bei ihnen stärker vertreten. Diese Bereiche sind im Programm der AA verankert und können wohl mit dieser spezifische Art der Selbsthilfegruppen in Beziehung gesetzt werden.

Die Lebensbedeutungen Vernunft und Leistung hingegen waren den Befragten in der Klinik-Gruppe wichtiger als den Teilnehmern der AA.

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