Implizite Religiosität – Wege zum Sinn

Exponentielle Fortschritte in der Technik, wissenschaftliche Einblicke in das Funktionieren von Mensch und Natur, ein geheimnisloser Alltag… Religiosität scheint in eine solche Umwelt nicht mehr hineinzupassen. Privat- wie Berufsleben sind durch Flexibilität und Vielfältigkeit gekennzeichnet, die eine gemeinschaftliche ritualisierte Strukturierung von Tagen, Wochen, Monaten durchkreuzen. Auch unser Denken hat sich verändert. Mit der Zugänglichkeit von Informationen haben wir die Verantwortung erhalten, uns ein eigenes Bild von der Welt zu machen. Anstatt der Übernahme von Glaubensinhalten haben wir die Freiheit der Wahl.

Anthony Giddens sieht uns frieren in diesen ‚Frösten der Freiheit’. Doch auch, wenn die traditionelle, explizite Religiosität in einem solchen Lebensraum nur noch selten aufscheint, heißt dies nicht, dass wir in einer kalten, bedeutungslosen Welt leben. Mit der gesellschaftlichen Entwicklung hin zu Individualisierung und Pluralisierung hat sich auch Religiosität verändert: Sie ist persönlich, selbstbestimmt und offen für verschiedenste Richtungen.

Implizite Religiosität greift das Phänomen der personalisierten Religiosität der Gegenwart auf. Es wird dargelegt, dass auch der aufgeklärte Mensch sein Leben mythologisch einkleidet; dass er persönliche Rituale entwickelt und Transzendenzerfahrungen macht. Lebensbedeutungen sind nicht mehr vorwiegend jenseitig orientiert. ‚Horizontale’ (innerweltliche) Selbsttranszendenz, Selbstverwirklichung, Ordnung und Wir- und Wohlgefühl stellen alternative Sinndimensionen dar, die – neben ‚vertikaler‘ (auf ein Jenseitiges bezogene) Selbsttranszendenz – in ganz unterschiedlicher, persönlicher Ausprägung das Leben heute bedeutungsvoll machen. In psychologischen Untersuchungen haben wir insgesamt 26 konkrete Sinnquellen ausmachen können, die diesen Kategorien zugeordnet werden können. Hier finden Sie eine Darstellung dieser Sinnquellen (mit Erläuterungen), die wir als Lebensbedeutungen bezeichnen: Sie waren das Ergebnis auf unsere Fragen, was das Denken, Handeln und Empfinden von Menschen bedeutsam macht.

26 Lebensbedeutungen

In den untenstehenden Dokumenten wird auf den Begriff „Implizite Religiosität“ eingegangen. Es werden Verbindungen von impliziter Religiosität zu folgenden anderen Bereichen/Konstrukten dargestellt: Lebenssinn/Lebensbedeutungen, Persönlichkeit und Glauben.

Übersicht:

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