Unterschiede in der Sinnstiftung

Schnell, T. (2011). Individual differences in meaning-making: Considering the variety of sources of meaning, their density and diversity. Personality and Individual Differences, 51(5), 667-673.

Erhöht sich das Sinnerleben einer Person mit der Anzahl an Sinnquellen, auf die sie zurückgreift? Geht es hierbei nur um die Menge der Sinnquellen, oder hängt es auch davon ab, um welche Sinnquellen es sich handelt? Sind manche Sinnquellen besser als andere, einen Beitrag zum allgemeinen Sinnerleben zu leisten?

Um sich Klarheit über diese Fragen zu verschaffen, wurde in einer Studie von Tatjana Schnell (2011) der Fragebogen zu Lebensbedeutungen und Lebenssinn (LeBe) (Schnell & Becker, 2007) eingesetzt. Er misst 26 Lebensbedeutungen, Sinnerfüllung und Sinnkrise.

Die 26 Lebensbedeutungen lassen sich in fünf Dimensionen unterteilen:

In der Studie wurden 603 Deutsche befragt und deren Sinnerfüllung und Lebensbedeutungen an Hand des LeBe erhoben. Mit diesen Daten konnten folgende Ergebnisse gewonnen werden:

Sind manche Sinnquellen bedeutender für das Sinnerleben als andere?

Die Ergebnisse der Studie zeigen zum einen, dass alle 26 Sinnquellen einen positiven Zusammenhang mit Sinnerleben aufweisen. Generativität, gefolgt von Bewusstem Erleben und Harmonie belegen dabei die Plätze eins bis drei. Das heißt, je höher eine der drei Lebensbedeutungen ist, desto höher das Sinnerleben. Beispielsweise steigt das Sinnerleben stark an, wenn die Generativität zunimmt. Somit hat nicht jede Sinnquelle das gleiche Potential hinsichtlich ihres Beitrages zur Sinnstiftung.

Generativität: Menschen erleben es als sehr bedeutsam, Dinge zu tun oder schaffen, die Auswirkungen über ihr eigenes Leben hinaus haben. Dies sind Dinge mit bleibendem Wert, auch für nachfolgende Generationen.

Gibt es nun Sinnquellen, mit denen man Sinnerleben vorhersagen kann? In der Studie ergaben sich acht Sinnquellen, die am wahrscheinlichsten zu Sinnerleben führen:

  • Generativität (Dimension: horizontale Selbsttranszendenz)
  • Harmonie (Dimension: Wir- und Wohlgefühl)
  • Explizite Religiosität (Dimension: vertikale Selbsttranszendenz)
  • Macht (Dimension: Selbstverwirklichung)
  • Bodenständigkeit (Dimension: Ordnung)
  • Spiritualität (Dimension: vertikale Selbsttranszendenz)
  • Entwicklung (Dimension: Selbstverwirklichung)
  • Kreativität (Dimension: Selbstverwirklichung)

Man kann erkennen, dass in den acht genannten Lebensbedeutungen alle fünf Dimensionen vertreten sind. Demzufolge sind alle Dimensionen relevant für das Sinnerleben.

Führt eine höhere Anzahl an Sinnquellen zu höherem Sinnerleben?

In der Studie ergab sich, dass 17% der Personen keine Sinnquelle nennen, die für sie persönlich relevant ist. 14% dagegen greifen auf eine Sinnquelle zurück, 53% auf zwei bis acht und die restlichen 14% auf neun oder mehr.

Entscheidend ist jedoch, dass mehr Sinnquellen zu einem höheren Sinnerleben führen. Bei weniger als 5 Sinnquellen steigt das Sinnerleben mit jeder zusätzlichen Sinnquelle stark an. Mit zusätzlichen Sinnquellen erhöht sich das Sinnerleben dagegen nur noch leicht.

Was für eine Rolle spielen die Dimensionen beim Sinnerleben?

Neben der Anzahl der Sinnquellen ist es von Bedeutung, auf wie viele Dimensionen die Sinnquellen verteilt sind. Je mehr Dimensionen durch Lebensbedeutungen vertreten sind, desto höher ist das Sinnerleben. Speziell zwischen zwei und drei Dimensionen steigt das Sinnerleben stark an. Es ist also wichtig, Lebensbedeutungen in verschiedenen Bereichen zu haben. Und mehrere Dimensionen schaffen eine breite Basis an Sinnquellen.

Letztendlich haben sowohl Lebensbedeutungen, als auch Dimensionen, einen Einfluss auf das Sinnerleben. Die alleinige Anzahl der Sinnquellen reicht nicht aus, da auch deren Vielfalt miteinbezogen werden muss. Die Lebensbedeutungen sollten möglichst alle fünf Dimensionen umfassen, um das Sinnerleben zu steigern.

Fazit:

Um seinen persönlichen Lebenssinn zu steigern, kann zum einen die Anzahl der Lebensbedeutungen, als auch die Qualität als zu ändernde Möglichkeit in Betracht gezogen werden. Mit Qualität sind die Vielfältigkeit der Sinnquellen und die Höhe ihres Beitrags zum persönlichen Lebenssinn gemeint. Für mich bedeutet das, dass eine gewisse Anzahl an Sinnquellen eine Voraussetzung ist, um Sinn zu erleben. Viel wichtiger ist jedoch, dass diese Sinnquellen letztendlich vielfältig sind. Versuchen Sie bei der Suche nach Ihren persönlichen Sinnquellen, diese in möglichst unterschiedlichen Bereichen zu finden.

Jessica Färber

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