Wie Sinnerleben im Alltag entstehen kann

Heintzelman, S. J. & King, L. A. (2018). Routines and Meaning in Life. Personality & Social Psychology Bulletin, 00 (0), 1-12. DOI: 10.1177/0146167218795133.

Angesichts weitreichender Vorteile des Erlebens von Lebenssinn versuchten Samantha Heintzelman und Laura King herauszufinden, was das Leben sinnvoll macht, und konzentrierten sich dabei auf etwas, das bislang wenig im Blickpunkt der aktuellen Forschung stand: alltägliche Routinen.

Interindividuell gibt es Unterschiede in der Präferenz für Routine – ein Merkmal, welches sich auf Präferenzen für das Denken und Verhalten in Übereinstimmung mit stabilen Routinen bezieht.

Studie 1

Um zu untersuchen, ob dieses Merkmal mit Sinnerleben in Verbindung steht, wurden 317 Personen im Alter von 18 bis 72 Jahren (Durchschnittsalter: 35 Jahre) gebeten, Fragebögen auszufüllen, mit denen die Präferenz für Routine, Sinnerleben, sowie das Nicht-Mögen von Unterbrechungen erfasst wurden.

Während letzteres in keinem Zusammenhang zu Sinnerleben stand, fand sich eine positive Korrelation zwischen der Präferenz für Routine und Sinnerleben. Daraus schlossen Heintzelman und King, dass tatsächlich das Vorhandensein von Routinen eine Rolle spielt, mehr als die Abwesenheit von Unordnung.

Studie 2

Die zweite Studie sollte schließlich untersuchen, ob während einer routinisierten Tätigkeit ein größeres Maß an Sinnerleben verspürt wird als während nicht-routinisierten Tätigkeiten.

Um dies festzustellen, verwendete das Forschungsteam die Experience Sampling-Methode (ESM). Dabei wurden 85 Studierende (Durchschnittalter: 18 Jahre) zwischen 9 Uhr morgens bis 9 Uhr abends sechs Mal am Tag für eine Woche aufgefordert, einen kurzen Fragebogen auszufüllen, der die Aufgabe hatte, möglichst genau festzustellen, in welchem Ausmaß die Probanden zum jeweiligen Zeitpunkt eine feste Routine ausführten. Des Weiteren sollten sie beurteilen, als wie sinnvoll sie ihr Leben einschätzten.

Ergebnisse

Unabhängig vom Alter, Geschlecht der Probanden und Anzahl der ausgefüllten Fragebögen zeigte sich eine positive Korrelation zwischen routinisierten Tätigkeiten und Sinnerleben, der sich etwas abschwächte, wenn man den Einfluss der Stimmung herausrechnete.

Besondere Beachtung sollte dabei der Umstand finden, dass nicht nur Unterschiede zwischen den Probanden untersucht wurden, sondern die gefundenen Zusammenhänge auch auf Einzelpersonen bezogen Gültigkeit besaßen. Konkret bedeutet das, dass Personen mehr Sinn im Leben empfanden, wenn sie routinisierten Tätigkeiten nachgingen, als zu anderen Zeiten, wenn sie sich weniger routinisierten Tätigkeiten hingaben, und sich die Unterschiede zwischen den Probanden nicht ausschließlich mit feststehenden Persönlichkeitsmerkmalen erklären ließen.

Abschließend ist festzustellen, dass der beschriebene Effekt je nach Person und Situation unterschiedlich ausfallen kann. So scheint es falsch zu sein, dass jede Person gleichermaßen mehr Sinnerfüllung verspürt, sobald sie sich mehr ihren täglichen Routinen zuwendet.

FAZIT

Als eine Erkenntnis aus ihrer Untersuchung schließen Heintzelman und King, dass das Erleben von Lebenssinn nicht auf wenige, besondere Momente beschränkt sein muss. Schon das alltägliche Handeln nach Gewohnheiten und Routinen kann dazu beitragen, dass wir unser Leben als sinnerfüllt wahrnehmen.

Zusammengefasst von Yannik Möller

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