Work hard, play hard… Studentischer Alkoholkonsum

Christian Amman, Josefine Notter, Petra Kamelger und Miriam Mac Gowan befassten sich im Seminar „Empirische Sinnforschung und ihre Anwendung“ mit dem Thema „Studentischer Alkoholkonsum“.

100 Personen wurden von ihnen mit Hilfe eines Fragebogens befragt:

  1. Berichte uns bitte in wenigen Sätzen: Was war Dein schönstes Trinkerlebnis?
  2. Und was war Dein unangenehmstes Trinkerlebnis?
  3. Hat Dein schönstes oder schlimmstes Trinkerlebnis Konsequenzen gehabt? Wenn ja, welche?
  4. In welchem Alter hast Du begonnen, Alkohol zu konsumieren? Mit ________ Jahren
  5. In welchen Situationen trinkst Du Alkohol?
  6. Nenne bitte den Grund bzw. die Gründe, warum Du Alkohol trinkst:
  7. Wie viel Alkohol wurde in Deiner Familie getrunken?
  8. Wie viel wurde in Deinem früheren Umfeld/Freundeskreis getrunken?
  9. Wie viel wird in deinem aktuellen Umfeld/Freundeskreis getrunken?
  10. Nenne 3 Dinge, die Dir spontan zu Alkoholabhängigen einfallen

Zusätzlich wurden demografische Daten erfasst sowie erfragt, wie oft die Personen Alkohol konsumieren und 4 Fragen aus dem LeBe gestellt.

Die Seminargruppe interpretiert die Ergebnisse und fasste sie wie folgt zusammen:

„Die Auswertung des Audit-C [=des Alkoholkonsums] ergab, dass 85% der Frauen und 80% der Männer über dem Cut-Off für gefährdetes oder bedenkliches Trinkverhalten liegen. Die Frauen erzielten statistisch ein höheres Ergebnis als die Männer, doch dies führen wir auf die niedrigeren Cut-Off Werte der Frauen zurück.

Das Alter und Geschlecht unserer Probanden hatte einen signifikanten Einfluss auf das Trinkverhalten:

  • die Männer unserer Stichprobe tranken deutlich mehr
  • die jüngeren Probanden tranken mehr als die älteren.

Die Häufigsten Assoziationen zu „Alkoholabhängigen“ waren abwertend und negativ beschreibend.

Des Weiteren hatte als einzige Variable der Alkoholkonsum des aktuellen Freundeskreises einen signifikanten Einfluss auf das Trinkverhalten der Probanden. Hier stellt sich die Frage inwiefern die Gruppe den Einzelnen beeinflusst oder der Einzelne sich Freunde sucht, die seinem Trinkverhalten entsprechen. Gruppenzwang war allerdings in unserer inhaltsanalytischen Auswertung kein häufig genannter Grund für Alkoholkonsum.

Der Mittelwert der Items zum Lebenssinn hatte keinen signifikanten Einfluss auf das Trinkverhalten der Probanden.

Bezüglich der Selbsteinschätzung der Probanden (LeBe_4) hinsichtlich ihrer Religiosität bzw. Spiritualität ergab sich ein signifikanter Unterschied zwischen der Gruppe der Religiösen und der der Spirituellen und ihres Alkoholkonsums. Dass die Spirituellen weniger trinken als die Religiösen könnte folgende Gründe haben:

–> Der Schritt zu einer spirituellen Lebensführung fordert vermutlich einen aktiveren und bewussteren Entscheidungsprozess, der oft eine stärker bewusste Wahrnehmung und Lebensweise zum Ziel hat. Dem ist Alkohol eher hinderlich. Religiosität ist vielfach eher eine anerzogene oder übernommene Haltung. Wir vermuten, dass sich diese Gruppe nicht so stark mit ihrer eigenen Religiosität auseinander gesetzt hat.

Als Gründe für den Alkoholkonsum unter Studenten ergaben sich aus unserer Inhaltsanalyse folgende Motive (aufgelistet nach ihrer Häufigkeit):

  1. Enthemmende Wirkung
  2. Genuss/Geschmack
  3. Betäubende Wirkung
  4. soziale Anbindung/ Zugehörigkeit
  5. um etwas zu feiern
  6. um betrunken zu sein
  7. Emotionsregulation
  8. Belohnung
  9. Gruppenzwang

–> Dies deckt sich in weiten Teilen mit anderen aktuellen empirischen Arbeiten.

Bezüglich der Sinnerfülltheit im Leben unterscheiden sich die Indifferenten signifikant von den Spirituellen. Die Indifferenten haben im Fragebogen die niedrigsten Werte. Ihnen fehlt somit eine Lebensaufgabe und die Einbettung in ein größeres Ganzes.

Wenn wir den studentischen Alkoholkonsum über die Semester hinweg betrachten, ist zu sehen, dass der Alkoholkonsum mit Fortschreiten des Studiums abnimmt. Wenn wir davon ausgehen, dass damit auch eine Zunahme der Arbeitsbelastung einhergeht, widerspricht unser Ergebnis der Annahme, dass Alkoholkonsum auch eine emotionsregulierende Verhaltensweise in Belastungssituationen darstellt. Die hohen Ergebnisse am Anfang bringen wir eher mit der durch den Studienbeginn neu gewonnenen Freiheit in Verbindung, sowie dem Beginn einer neuen Lebensphase mit der Notwenigkeit neue Freunde zu finden. Dies deckt sich mit dem am häufigsten geäußerten Grund, der enthemmenden Wirkung von Alkohol.“

Hier geht es zur Präsentation!

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