Freiwilligenarbeit ermöglichen und koordinieren: Freiwilligenzentrum Tirol

Interview mit Mag. Martin Lesky, Leiter des Freiwilligenzentrums Tirol

Von Thomas Egger

Auf welche Art und Weise hat ihre Tätigkeit Sie selbst beeinflusst?

Freiwilligenarbeit ist etwas, das seit je her mein ganzes Leben begleitet hat. Ich habe mich in verschiedensten Bereichen mit unterschiedlichsten Motivationen freiwillig engagiert. Dabei versuchte ich zu erkennen, was meine Arbeit bei anderen und in mir selbst auslöst. Mittlerweile kann ich auf sehr viele positive Erfahrungen zurückblicken. Sei dies etwa die Unterstützung einer Familie mit plötzlichem Todesfall, oder die Albanienhilfe, wo ich gemeinsam mit einer Gruppe junger Erwachsener Transporte und Hilfe für Bedürftige organisierte. So etwas schlägt Wellen, man schafft Möglichkeiten und schenkt Zeit.

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Dies sind Eindrücke von Mag. Martin Lesky (ausgebildeter Theologe), der als Bereichsleiter für regionale Freiwilligenarbeit bei der Caritas tätig ist. Dabei besteht seine Aufgabe in erster Linie in der Vermittlung und Begleitung von freiwillig tätigen Personen und der Förderung sozial engagierter Jugendlicher. Zudem hat er zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den verschiedenen Regionen Tirols, die vor Ort Freiwilligenprojekte durchführen und durch ihn koordiniert und unterstützt werden. Dabei ist es Martin Lesky wichtig, auch selbst immer wieder präsent zu sein. Die eben beschriebenen Erfahrungen sind ein kleiner Ausschnitt dessen, womit er es zu tun hat. Und durch viele weitere Erlebnisse unterschiedlichster Art wurde ihm im Laufe seiner Arbeit auch klar, wie hoch der Bedarf an Freiwilligenarbeit ist. In diesen Momenten denkt man sich: Es ist gut, dass ich jetzt da bin – so Martin Lesky. Die Frage nach Sinnhaftigkeit bei seiner Tätigkeit wirkt beinahe überflüssig.

Natürlich macht es für mich Sinn. Ganz grundlegend geht es um ein Netz der Nächstenliebe, das gespannt werden soll. Wir arbeiten mit vielen Menschen und Institutionen, stets auf dem Boden der Freiwilligkeit, mit dem Ziel, Hilfe anzubieten und zu organisieren. Zu sehen, wie Menschen geholfen wird, gibt mir Sinn. Was aber bedeutet Sinn? Sinn ist für mich dann verwirklicht, wenn Menschen aus ihrer Einsamkeit herauskommen und neue Hoffnung entsteht.

ehrenamt2Martin Lesky fühlt sich sehr wohl in seinem Beruf. Vor zwölf Jahren wurde die Position des Bereichsleiters für Regional- und Freiwilligenarbeit neu eingerichtet und er wurde gefragt, ob er diese ausfüllen möchte. Er hat es nie bereut. Dazu beigetragen hat auch die Tatsache, dass Familienmitglieder sowie Bekannte stets sehr positiv auf den Inhalt seines Berufes reagierten. Aus diesen Gründen betrachtet er seine Tätigkeit auch als Beruf im Sinne des Wortes. Denn er fühlt sich berufen, nicht zuletzt deshalb, weil ihn die Ergebnisse und die positiven Erfahrungen mit Sinn erfüllen. Dabei räumt er ein, dass es natürlich schwierig ist, Sinn klar zu definieren. Und doch ist er für ihn deutlich und regelmäßig spürbar. Es verhält sich fast gleich wie mit dem Glück und dem bekannten Sprichwort: „Ich weiß was Glück ist, aber wenn du mich fragst, was Glück ist, kann ich es dir nicht sagen“. Ganz allgemein macht Arbeit für Martin Lesky dann Sinn, wenn Personen mit ihren Fähigkeiten gefragt und gebraucht werden.

Natürlich gibt es auch Arbeiten, die getan werden müssen. Wenn ich ein Protokoll schreibe, weiß ich, dass es auch jemand anderer machen könnte. Sinnerleben beginnt für mich da, wenn für die Umsetzung einer Aufgabe meine Person gefragt ist, wo meine Fähigkeiten notwendig sind. Wenn ich beispielsweise ein Treffen organisiere mit sozial engagierten Personen und ihnen eine Einstimmung zu einem Thema halte, dann gestalte ich etwas und kann etwas vermitteln. Das macht für mich Sinn. Da bin ich als Martin gefragt.

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Mag. Martin Lesky

Natürlich freut es Martin Lesky, Ergebnisse direkt zu beobachten, doch sind diese – gerade in der Freiwilligenarbeit – nicht so regelmäßig und deutlich zu erkennen wie beispielsweise in der Erwerbsarbeit. Deshalb ist ihm die Qualität auch wichtiger als reine Quantität. Man soll sehen, dass etwas passiert und dass Menschen helfen wollen und Hilfsmittel bereitstellen wollen. Der Prozess des Helfens soll spürbar werden. Fragt man Martin Lesky spontan zu seinem persönlichen Sinnverständnis, ist sein erster Gedanke:

Sinn ist für mich da, wo ich an einem Prozess beteiligt bin und nicht stehen bleibe. 

Dies ist ein wesentlicher Bestandteil in seiner Arbeit, wie auch in der Freiwilligenarbeit allgemein. Sowohl die positiven Reaktionen des Umfeldes als auch persönliche Eindrücke bilden die Grundlage für Sinnerleben in der Freiwilligenarbeit.

Vielleicht sind Sie neugierig geworden? Zur Vermittlung von freiwilligen Tätigkeiten steht Ihnen das Freiwilligen Zentrum Tirol zur Verfügung.

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