Rituale und ihre psychologische Bedeutung. Eine empirische Untersuchung.

Uwe Reusch. (2003). Rituale und ihre psychologische Bedeutung. Eine empirische Untersuchung. (Diplomarbeit. Universität: Trier.)

Zusammengefasst von Tatjana Hoffmann:

Die Diplomarbeit von Uwe Reusch befasst sich mit dem Thema „Rituale und ihre psychologische Bedeutung“. Es geht um Lebensbereiche und Ereignisse darin, die eine herausragende Bedeutung für die Leute haben, die sie regelmäßig ausüben, auf besondere (stilisierte) Art zelebrieren. Grundlage der Untersuchung waren 74 halbstrukturierte Tiefeninterviews, die mittels qualitativer Inhaltsanalyse bearbeitet wurden.

Reusch hat festgestellt, dass sich für die Befragten besonders der Leistungsaspekt (Zielerreichung, Erfolg und Anerkennung) sowie hedonistische Elemente (Abwechslung, Abenteuer, Spaß, Freude) in regelmäßigen und bedeutsamen Handlungen ausdrückt. Rituale der Körperpflege, Sport und Fitness sieht er als Ausdruck der Notwendigkeit, im Rahmen der westlichen Leistungsgesellschaft gesund, fit und leistungsfähig bis ins hohe Alter bleiben zu müssen. Hedonistische Rituale versteht er als mögliche Kompensation dieses Leistungsdrucks. Wenn auch seltener, finden sich Rituale doch auch im sozialen Bereich (Altruismus, Hilfsbereitschaft, familiäre Nähe und Liebe).

Rituale zeigen sich auch in Arbeit und Beruf. Gelegenheiten für Ritualisierungen im Arbeitssektor sind z.B. Stilisierungen von Vorträgen, Auftritten und Präsentationen. Dabei werden Bedeutungen assoziiert wie z.B. Selbstpflege, Bewusstheit, Leistung, Kreativität, Entwicklung, Ehrgeiz.

Wiederum als Gegenpol dazu werden auch Entspannung, Wohlgefühl, Anregung, Besinnung, Genuss, Gemütlichkeit und Geborgenheit stilisiert. Beim Aspekt der Gemeinschaft sind den Befragten v.a. gemeinsame Aktivitäten, wie zusammen „etwas essen/trinken“, sei es zu Hause oder im Restaurant, wichtig.

Gemäß den Ergebnissen der Untersuchung zeigt sich, dass Rituale auch in Krisenzeiten an Wichtigkeit gewinnen, als Bewältigungs- oder Übergangrituale. In kognitiv- emotionalen Spannungsmomenten dienen sie als eine Art Katalysator zur Bewältigung z.B. durch Rückzug in sich selbst, Ruhe, Austausch und Loslassen. Rituale haben somit eine Art „Schleusenfunktion“ im Alltag. Sie helfen uns den notwendigen Abstand vom Alltag zu bekommen und dann die Integration, bzw. den Anschluss in den Alltag wieder zu erlangen.

Die qualitativ gewonnenen Daten wurden quantifiziert und auf drei Fragen hin untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl explizit wie auch implizit religiöse Menschen Ritualen mehr Bedeutung zumessen als nicht religiöse Menschen. Ebenso zeit sich auch ein Unterschied zwischen den Geschlechtern. So scheinen Frauen über mehr Rituale zu verfügen als Männer.

Die Arbeit schließt mit der Aufstellung einiger Forschungshypothesen bezüglich der Fragen nach der Entstehung von Ritualen und deren allgemeingültiger Funktion.

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