Psychologische Ressourcen, positive Illusionen und Gesundheit

Taylor, S. E., Reed, M. G., Bower, E.  J., Gruenewald, L. T. (2000). Psychological Resources, Positive Illusions, and Health. American Psychologist, Vol . 55, No. 1, 99-109.

In diesem Artikel werden Sinnerfüllung, Optimismus und persönliche Kontrolle – wie bereits Frankl, Seligman und Taylor postulierten – als psychologische Überzeugungen genannt, die die seelische Gesundheit des Menschen schützen; doch wie sieht es für die körperliche Gesundheit aus?

Um dies herauszufinden, untersuchten die Autoren dieses Artikels die Beziehung zwischen psychologischen Überzeugungen und dem Krankheitsverlauf bei HIV- infizierten Männern. Die Untersucher gingen davon aus, dass Optimismus, persönliche Kontrolle und Sinnerfüllung nicht nur protektiv auf die Gesundheit wirken, sondern auch aktiv Einfluss auf die Gesundheit nehmen können – ihr als förderlich dienen.

Folgend begrenze ich mich auf den Aspekt der Sinnerfüllung, um im Rahmen unseres Themas „Lebenssinn“ zu bleiben:

Die Autoren gingen davon aus, dass schwierige Ereignisse im Leben positive psychologische Veränderungen mit sich bringen, wenn sie es ermöglichen, Sinn aus einer traumatischen Erfahrung (beispielsweise einer schwere Krankheit) zu schöpfen.  Es wurde schon öfters bestätigt, dass Sinnerleben und Krankheitsverlauf zusammenhängen können.  Affleck und seine Mitarbeiter (1987) fanden heraus, dass Männer, die einen Herzanfall überlebt haben und aus diesem einen Sinn für sich selbst ziehen konnten, weniger gefährdet sind, einen weiteren Herzinfarkt zu bekommen. Janoff- Bulmann und Silver, Boon und Stones haben beschrieben, dass schwierige traumatische Erlebnisse die grundlegenden Überzeugungen, die jeder über sich selbst und die Welt hat, beeinflussen können – was dazu führen kann, dass diese Überlegungen sich dahingehend verändern, dass ein traumatisches  Ereignis einen Sinn erhalten kann und dieser für den Betroffenen spürbar  ist. Auf diesen Aussagen basierend untersuchten die Autoren  40 HIV infizierte Männer, die gerade den Verlust eines guten Freundes oder Partners durch Aids erfahren haben. Sie untersuchten diese, weil der gerade erlebte Verlust ein traumatisches Erlebnis darstellt, welche Auswirkungen auf das Immunsystem der Erkrankten haben kann. Ein solcher Verlust kann ungünstige Auswirkungen haben, indem er negative Erwartungen bezüglich der eigenen Krankheit hervorruft und dies den Krankheitsverlauf verschlechtert. Daher konnte untersucht werden, ob dies auch der Fall ist, wenn jemand einen Sinn in diesem Verlust sieht. Negative Erwartungen könnten beispielsweise ausbleiben, was sich wiederum schützend auf die Gesundheit auswirkt. Um diese Annahmen  zu bestätigen, wurden die Männer interviewt. Im Folgenden einige Aussagen, die die Männer machten:

„Was sein Tod bewirkte ist, dass er andere Werte in mir hervorbrachte, die mein Verhalten so änderten, dass…“

„Verbringe mehr Zeit mit den Menschen, die dir etwas bedeuten“

„Ich würde sagen, sein Tod verstärkt meinen Glauben.“

Nur 3 der 16 Männer, welche Sinnerfüllung durch das traumatische Erlebnis erfahren haben, starben in einer bestimmten, auf das Interview folgenden Zeitperiode. Hingegen starben die Hälfte jener Personen, die keinen Sinn in dem Ereignis sahen, in dieser Zeit. Dies zeigt, dass Sinnfindung dazu führen kann, auch traumatische Ereignisse aus einer anderen Perspektive zu sehen – als hätte man daraus eine Lehre gezogen und würde dadurch nun bewusster leben.

Allgemein lässt sich sagen, dass Ressourcen wie Sinnerfüllung, Glaube an persönliche Kontrolle und Optimismus nicht nur dem Menschen helfen, sich an stressvolle Situationen anzupassen, sondern auch ihre Gesundheit schützen!

Zusammengefasst von Simone Schmit

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