Der Zeitgeist und die Frage nach dem Sinn des Lebens

Csef,  H. (1999). Der Zeitgeist und die Frage nach dem Sinn des LebensExistenzanalyse 1/1999, 4-12.

Zusammengefasst von Tatjana Hoffmann:

„Jede Zeit hat ihre Neurose – und jede Zeit braucht ihre Psychotherapie“. Welche psychischen Defizite sind es, die sich in unserer Zeit abzeichnen? Nach Csef sind es neben Sorgen um Umweltzerstörung, Krieg, Aggression, vor allem auch Ängste vor Arbeits-, Status-, sowie Beziehungsverlust und ganz einfach die „namenlose Angst“ vor der Ungewissheit der Zukunft. Die Folgen davon reichen von psychischen Problemen wie Depression, über Süchte, hin zu Gewalt gegenüber sich selbst und den Mitmenschen.

Csef führt in seiner zusammenfassenden Arbeit zur „Frage nach dem Sinn des Lebens“ eine Reihe von namhaften Personen an, die sich damit beschäftigen. So haben viele Politiker das Thema für sich entdeckt. Sie sind sich einig, dass das ausschließliche Streben nach materieller Befriedigung zu Sinnverlust und damit zu vielfältigen sozialen Problemen führt.

Neben Politikern, die sich vor allem mit den Wechselwirkungen zwischen Individuum und Gesellschaft beschäftigen, richtet die Psychoanalyse ihren Blickwinkel auf zwischenmenschliche Beziehungen. Der zunehmende Vertrauensverlust in diesen führt zu sich verbreitendem Zukunftspessimismus.

Soziologen führen die steigende Unübersichtlichkeit der Welt und den durch den Fortschritt in vielen Bereichen resultierenden Wertewandel an. So führt beispielsweise die Virtualität in unserem gegenwärtigen Alltag zu einem Verlust an realen sinnlichen Erfahrungen.

Wie soll sich das Individuum in dieser Dynamik orientieren? Dazu gibt es seit einiger Zeit ein wachsendes Übermaß an Fertigprodukten in der Literatur. Dieses führt allerdings oft zu noch mehr Verwirrung und Ratlosigkeit bei den Sinnsuchenden. Das häufigste Ziel der Sinnsuche ist es, mit der Familie glücklich zu sein. Dies wird allerdings angesichts der gesellschaftlichen Entwicklungen immer schwieriger zu erreichen.

Trotz der Vielzahl an Psychotherapierichtungen (etwa 400 Schulen) beschäftigten sich bisher nur wenige mit der Sinnfrage. Die Logotherapie sowie die Existenzanalyse versuchen jeden Einzelnen bei der Sinnfrage zu unterstützen. Sie stellen somit für viele einen „Kompass … in orientierungslosen Zeiten“ dar.

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