Sinnerleben stärkt proaktive Gesundheitsorientierung

Steger, M. F., Fitch-Martin, A. R., Donnelly, J. & Rickard, K. M. (2014). Meaning in Life and Health: Proactive Health Orientation Links Meaning in Life to Health Variables Among American Undergraduates. Journal of Happiness Studies, 15(2), doi:10.1007/s10902-014-9523-6

Lebenssinn und Gesundheit

Ein Zusammenhang zwischen der wahrgenommenen Sinnerfüllung und positiven Auswirkungen auf die Gesundheit wurde bereits häufig nachgewiesen.

Die Sinnerfüllung geht einher mit:

  • Weniger Krankheitssymptomen
  • Mehr gesundheitsförderndem Verhalten
  • Weniger gesundheitsgefährdendem Verhalten
  • Späterem altersbedingten Gedächtnisabbau
  • Längerer Lebensdauer

Es gibt allerdings wenige Untersuchungen, die der Frage nachgehen, weshalb Sinnerfüllung und Gesundheit miteinander verknüpft sind. Die übliche Erklärung ist, dass durch die Sinnerfüllung eine „Pufferung“ entsteht. Diese Pufferung federt den nachteiligen Effekt von Stress und Belastungen ab und verhindert ein langfristig erhöhtes Stresslevel.

Neue Erklärung

Die Erklärung von Steger und Kollegen ist, dass die Sinnerfüllung sich direkt und indirekt durch Umwege auf das gesundheitsgefährdende Verhalten sowie auf die allgemeine Gesundheit auswirkt. Der Lebenssinn beeinflusst zuerst die proaktive Gesundheitsorientierung und die Beachtung von Gesundheitshinweisen. Diese wirken sich dann auf die Gesundheit aus.

Die Studie wurde in einer amerikanischen Universität durchgeführt. Mit einem Fragebogen wurde überprüft, wie hoch die Sinnerfüllung und die proaktive Gesundheitsorientierung waren und wie häufig StudentInnen Gesundheitshinweise ignorierten. Als Indikatoren für schädliche Einflussquellen auf die Gesundheit wurde erfasst, wie häufig die StudentInnen Drogen nahmen; außerdem wurde ihre Haltung gegenüber Kondomen erhoben, und ob merkbare Auswirkungen auf ihre Gesundheit auftraten. Wenn StudentInnen Kondome ablehnen, haben sie öfters ungeschützten Sex und ein erhöhtes Risiko sich mit sexuell übertragbaren Krankheiten wie AIDS, Syphilis oder Hepatitis B anzustecken.

StudentInnen sind meist nicht akut in Gefahr und auch nicht direkt von Krankheiten betroffen. Sie gelten jedoch als Risikogruppe für Verhalten, welches die Gesundheit gefährdet. Sie betrinken sich, probieren Drogen aus und haben Sex mit wechselnden PartnerInnen. Vorangegangene Forschungen konzentrierten sich bisher hauptsächlich auf Zusammenhänge der Sinnerfüllung bei stationären PatientInnen in Krankenhäusern oder Personen, die Schicksalsschläge erlitten.

Ergebnisse

Sinnerfüllung trat gemeinsam mit einer besseren Gesundheit auf. Es wird angenommen, dass Sinnerfüllung beeinflusst, dass sich Menschen aktiv um ihre Gesundheit kümmern und Gesundheitsinformationen nicht einfach abtun. Diese zwei Einstellungen erklärten, ob die StudentInnen eher Drogen ablehnten und zu „safer sex“ tendierten. Allerdings zeigte sich kein starker Zusammenhang mit Krankheitssymptomen. Bei den StudentInnen hatte sich das Verhalten der Ablehnung von Gesundheitshinweisen vermutlich noch nicht als bemerkbare Krankheiten oder Schäden manifestiert. Die Ergebnisse zeigen auch, dass die proaktive Gesundheitsorientierung nicht mit dem Drogenmissbrauch zusammen hängt. Steht für StudentInnen der Konsum von Drogen nicht im Konflikt mit einem gesunden Lebensstil?

Fazit

Menschen, die keinen Sinn in ihrem Leben sehen, gehen häufiger fahrlässig mit ihrer Gesundheit um. Wenn man sein Leben als sinnerfüllt wahrnimmt, kann es einem den Anspruch geben, mehr darauf zu achten, was der eigenen Gesundheit förderlich ist. Das risikoreiche Verhalten von StudentInnen ist auf lange Sicht extrem schädlich. Bei StudentInnen, die selbständig und freier werden, ist es sehr schwer sich einzumischen und ihr Verhalten zu ändern. Es ist wohl wichtiger, StudentInnen darin zu unterstützen, ihr Leben als sinnvoll wahrzunehmen. Ein gesünderes Verhalten wird dann von alleine kommen. Durch die Studie erfährt man, welche Haltungen mit dem Lebenssinn einhergehen und wie sich diese Haltungen auswirken. Sie weist nicht nur auf den potentiellen Einfluss der Sinnerfüllung auf die Gesundheit hin, sondern auch auf die Wirkmechanismen, die dahinter stehen. Sinnerfüllung scheint nicht nur bei bereits kranken Menschen eine Rolle zu spielen, sie hilft auch gesunden Menschen ihre Gesundheit zu fördern und zu erhalten.

Zusammengefasst von Bernhard Schmitt

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